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ragazzo della via gluck

Thun
2015
Aus dem Jurybericht

(..) das Projekt bildet, nein, ist gleichsam die gebaute Grenze zwischen Siedlungsraum und dem Friedhofsgelände. (..) Dieser Ansatz steht in einer langen Tradition der Friedhofsarchitektur, wo Friedhöfe oft eine kleine Stadt in der Stadt sind.
Folgerichtig und gestalterisch souverän wird diese starke Idee in gebaute Realität umgesetzt: Die gesamte südöstliche Grenze des Friedhofs wird mit Grenzbauten geschlossen und unterschiedlich definiert. (..) Trotzdem, die Anlage ist hochfunktionell: (..) Alle öffentlichen Räume - Eingangshalle, Aufbahrungsräume, Ofenvorraum – und der Weg zu all diesen befinden sich konsequent im „Grenzbau“, dem Portikus. Alle dienenden Räume sind hinter dieser Grenze, gleichsam wie an einer Perlenschnur aufgereiht, und können beliebig vergrössert, verkleinert oder etappiert werden, ohne dass das Projekt auch nur etwas von seiner Kraft verliert. Dies ist intelligent und funktioniert nicht nur auf der funktionellen Ebene, sondern auch städtebaulich. Denn diese „gewerblichen“ Teile des Krematoriums, alles kleine Häuser werden dem Wohngebiet zugeordnet. Um dies zu verdeutlichen, bekommt jedes Haus, entsprechend seiner Nutzung, obendrauf ein eigenes Dach, quasi eine Silhouette „extra muros“. (..) Das Projekt „ragazzo della via gluck“ hat eine starke städtebauliche Idee, die in allen Teilen souverän weiter verfeinert wird. Nicht das Krematorium, sondern die Friedhofsanlage in ihrer Gesamtheit ist der Star. Sowohl die Anliegen des Friedhofs, der Besucher, aber auch des Betriebes sind bestens erfüllt und können beliebig ergänzt werden.

aus „Auf sicherem Weg“, Andreas Herzog in Bauwelt 5/2016 

(..) Konsequenter ist der Beitrag von MSM-A und Rico Wasescha aus Zürich. Sie schlagen eine raumhaltige Friedhofsmauer vor, die auf der einen Seite in einer langen Säulenhalle die öffentlichen Funktionen aufnimmt. Auf der anderen sind alle dienenden Räume wie auf einer Perlenschnur aufgereiht und lassen sich beliebig vergrößern und etappieren. Jeder Teil des Krematoriums erhält ein eigenes kleines Dach und wirkt dadurch wie ein Haus, das mit dem Wohnquartier in Dialog tritt. Städtebau und Funktionalität greifen nahtlos ineinander. Zudem spart der Bau an der Grundstücksgrenze Land. Was will man mehr?
Auch die Jury lobt die Idee als „bestechend“ und die Anlage als „hochfunktionell“, spricht ihr aber nur den 5. Rang zu. Statt dieser feinfühligen und ortsspezifischen Lösung zu vertrauen, entschied sie sich für ein altbewährtes, aber letztlich generisches Bild: das des Tempels

Auszug aus dem Jurybericht (PDF | 127.2 KB)
Bauwelt 05.2016 (PDF | 2.4 MB)
hochparterre, wettbewerbe 1, 2016 (PDF | 3.86 MB)
TEC21, 1–2/2016 (PDF | 369.12 KB)
wettbewerbe aktuell, 3/2016 (PDF | 1.88 MB)